04.02.2013

Erinnerungen an die hessische Kurfürstenzeit

Eveline von Wesendonk, geb. von HessensteinErinnerungen an die hessische Kurfürstenzeit


1907

Zeitungsartikel


Dieser Artikel ist eine kleine Familiengeschichte der Schwiegertochter von Mathilde Wesendonck, der Gräfin Eveline von Hessenstein (verh. Eveline 'Evy' von Wesendonk). [1]

Artikel in Der Deutsche Correspondent, Baltimore, Md. 1907
Artikel in Der Deutsche Correspondent, Baltimore, Md. 1907.


Artikel in Der Deutsche Correspondent, Baltimore, Md. 1907

Erinnerungen an die hessische Kurfürstenzeit.

In Monte Carlo ist im Alter von fast 78 Jahren der preußische Major a. D. Graf Arthur von Hessenstein unvermählt gestorben. Er war ursprünglich hannöverischer Offizier und in preußischen Diensten zuletzt in der Gendarmerie angestellt. Sein Tod, der ihn fern von seinem Wohnsitz, der Stadt Münster in Westfalen, traf, weckt das Andenken an seinen Ursprung und damit an einen, wenn auch nicht erfreulichen, so doch immerhin interessanten und merkwürdigen Abschnitt aus der deutschen Fürstengeschichte, - aus der des verschwundenen Kurfürstenthums Hessen.
Denn der Graf Arthur Hessenstein war ein Enkel des ersten der drei Kurfürsten von Hessen, Wilhelms des Ersten, der sein Land an Frankreich verlor und, als er nach der Vertreibung des Königs Jerome nach Kassel zurückkehrte, die Ereignisse der letzten sieben Jahre einfach vollständig ignorierte, die Dinge so wiederherstellte, wie sie damals bestanden hatten, und sogar auch dem Zopfe wieder zur Herrschaft verhalf. Nach dem Brauche seines Hauses hatte er neben seiner Gemahlin, der Prinzessin Wilhelmine Karoline von Dänemark, noch manche Gunstdame. Von ihm stammen nicht weniger als sechs adlige Familien ab, von denen einige erloschen sind, und zu denen u. A. die Freiherrn von Heimrod, die Freiherren von Haynau - und die Grafen von Hessenstein gehören. Deren Ahnmutter war das Freifräulein von Schlotheim, das er zur "Gräfin von Hessenstein" erhob. Er hatte sie schon vor der französischen Revolution als ganz junges Mädchen entführt. Sie entfloh ihm, aber ihre eigenen Eltern brachten sie zu ihm zurück. Sie gehörte zu den wenigen Favoritinnen deutscher Fürsten jener Zeit, die des Landes Wohlthäterinnen wurden. Ihr Einfluß, ihre Güte wendeten manches Unheil ab, milderten oft den harten und engherzigen Sinn ihres fürstlichen Gebieters. Von den Söhnen, die sie ihm schenkte, war einer, Graf Wilhelm von Hessenstein, lange Gesandter von Mecklenburg-Schwerin am preußischen Hofe in Berlin. Ein anderer, Graf Ludwig von Hessenstein, starb 1836 als kurfürstlicher Schloßhauptmann in Kassel. Dessen Sohn war der Graf Arthur, der nun unvermählt gestorben ist.
Der Rebenzweig des Hauses Hessen, dem er angehörte, blüht fort in den Nachkommen eines Stiefbruders von ihm. Eine Nichte von ihm, Gräfin Eveline von Hessenstein, ist die Gemahlin des Dr. phil. Karl von Wesendonck, Privatdozent an der Universität Berlin, eines Sohnes von Mathilde Wesendonck, der hochherzigen Freundin Richard Wagner's.

 

Bilder:
  1. Vergrößern Ausschnitt: Lampe, Georg: Evy Wesendonck, geb. Hessenstein, mit ihren Kindern. 1890, Öl a. Lwd., 176,5 x 137 cm. [SMB 1991/G165] (s. a.: Familien- und Freundesbildnisse)
    Mit freundlicher Genehmigung: StadtMuseum Bonn.    

Quellen:
  1. externer Link Chronicling America - Historic American Newspapers
    Erinnerungen an die hessische Kurfürstenzeit. In: Der Deutsche Correspondent, Baltimore, Md (Maryland). Mittwoch, den 20. März 1907, S. 3. 

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