18.09.2011

Lohengrinhaus Graupa

Alexander Alfs: Lohengrinhaus. 1982Lohengrinhaus in Graupa




Hier verbrachte Richard Wagner im Jahre 1846 seinen Urlaub und komponierte seine Oper Lohengrin

 
Die Richard-Wagner-Stätten Graupa:
 
Während seiner Zeit als Hofkapellmeister in Dresden (1842 - 1849) nahm Richard Wagner in der Zeit vom 15.05.1846 - 20.07.1846 Urlaub und wohnte mit seiner Frau Minna im Schäferschen Gut in Groß-Graupe (heute externer Wiki-Link Graupa) bei externer Wiki-Link Copitz in der Nähe von Dresden-Pillnitz, dem heutigen Lohengrinhaus, um seine Kompositionsskizze der Oper Lohengrin zu vollenden, die er 1845 in Marienbad konzipierte. Bis Juli 1846 entstanden hier wesentliche Teile der Lohengrin-Komposition. Er hatte zwei Zimmer im Obergeschoss des Hauses gemietet.

Richard Wagner und das Schäfersche Gut
Richard Wagner und das Schäfersche Gut zu Wagners Dresdner Zeiten.

Er muss sich hier recht wohl gefühlt haben. Richard Wagner saß bereits an seinem Weltabschiedswerk, dem "Parsifal", als er im September 1881 noch einmal an diesen besonderen Ort aus seinem früheren Leben und seiner romantischen Schaffensperiode zurückkehrte: Im sächsischen Graupa, unweit von Dresden, steht das sogenannte "Lohengrinhaus", in dem zwischen Mitte Mai und Ende Juli 1846 der erste Gesamtentwurf der Schwanenritter-Oper entstand. Mit seiner Frau Minna machte der damalige Dresdner Hofkapellmeister sozusagen Kreativurlaub im "Schäferschen Gut", der einzigen Wagner-Wohnstätte im Osten Deutschlands, die heute noch einigermaßen authentisch erhalten ist. [1]

Lohengrin-Schwan von Graupa

Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts besaßen die Schäferbauern das Halbhufengut № 12 am Dorfplatz. 1840 erhielt das Gut seine heutige Form. [2]

Das Lohengrinhaus um 1900
Das Lohengrinhaus um 1900.
  
Wagner hatte 1846 im oberen Geschoss des Gutshauses sein Urlaubsdomiziel gemietet. Auf dem Heuboden in der nahen Scheune hat er gern entspannt und komponiert. Die Scheune brannte 1938 ab.

R. Rehm, Aquarell - Das Lohengrinhaus 1907
Rehm, R.: Das Lohengrinhaus. Aquarell, 1907.

Von hier aus unternahm Wagner seine Wanderungen, auch in den nahe gelegenen Liebethaler Grund, wo er im Garten der Gaststätte in der ehemaligen wassergetriebenen Mühle (Lochmühle), die er sehr schätzte, auch am Lohengrin gearbeitet haben soll. Seine Wanderungen führten ihn in die externer Wiki-Link Sächsische Schweiz (Elbsandsteingebirge) zum externer Wiki-Link Borsberg (355 m), nach externer Wiki-Link Bonnewitz, in die Graupaer Heide, zur externer Wiki-Link Bastei und zum Flussbad an der externer Wiki-Link Elbe bei externer Wiki-Link Pirna, wo er oft sein Bad nahm. Hier in seinem Sommerquartier empfing er auch seine Freunde. 

Der Borsberg um 1900
Der Borsberg um 1900 (Ausschnitt einer Postkarte der Zeit).
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Dieses Großbauernhaus am Fuß des Borsberges, einem beliebten Ausflugsort Wagners, ist das ursprüngliche externer Link Google-Maps Richard-Wagner-Museum und gilt als das älteste.
Heute ist es Teil der Richard-Wagner-Stätten Graupa. In diesem Haus ist die Richard-Wagner-Gedenkstätte untergebracht und das Museum befindet sich jetzt im unweit gelegenen Jagdschloss.
Eine erste Lohengrin-Gedenktafel wurde am Schäferschen Gut 1894 durch Gustav Adolph Kietz (* 1824 - † 1908) angebracht. Ende 1899 wurde das Gut aufgegeben.

1903 wurde vom Dresdener Pianofabrikant Edmund Syhre, dem Besitzer des Gutes, ein Gedenkspruch an der linken Eingangssäule angebracht.
 
Am 22.07.1907 wurde dann hier das weltweit erste Richard-Wagner-Museum von Prof. Max Gaßmeyer (* 1864 - † 1935) aus Dresden aus eigenem Sammlungsbesitz und dem alter Wagner-Freunde samt Verein zur Erhaltung des Lohengrinhauses eröffnet. Prof. Kietz wurde Ehrenmitglied. 
Originale Erinnerungsstücke aus Wagners Pariser Zeit, Wagner- und Liszt-Porträts, Festspielsouvenirs aus Bayreuth und vor allem Fotos zeitgenössischer Wagner-Sänger gehörten zum Grundstock der Sammlung. Später kamen Theaterzettel, Erstausgaben der Wagner-Literatur, Instrumente der ehemaligen Königlichen Kapelle Dresden, die unter Wagners Leitung erklangen, in jüngster Zeit eine der originalen Totenmasken Wagners hinzu. [3]

Briefbanderole Richard Wagners vom 17.09.1860
Ausstellungsstück: Briefbanderole mit der Handschrift Richard Wagners vom 17. September 1860.
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Seit 1917 wurde es durch den Oberlehrer Dr.-Ing. Karl Ernst Johannes Thieme anderweitig als Landhaushaltungsschule umgebaut und genutzt.
1928 stand das Gebäude zum Verkauf. Sizzo Stief (* 1900 - † 1975) bemühte sich, dieses für die Öffentlichkeit zu erwerben.
 
1933 wurde an der rechten Säule ein weiterer Gedenkspruch angebracht. 1935 wurde das Gebäude von der Gemeinde übernommen. Am 25.08.1935 wurde es für die Öffentlichkeit als Richard-Wagner-Museum zugänglich gemacht.

Lohengrinhaus mit Richard-Wagner-Museum um 1935
Das Lohengrinhaus mit dem Richard-Wagner-Museum um 1935.
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Auf den beiden Steinsäulen links und rechts vom Eingang wurden folgende Texte angebracht:
Links - Gestiftet 1903 von Edmund Syhre in goldenen Buchstaben:
Richard Wagner 1846.
Du hobst der Väter alte Sagen
Aus dem versunknen Schacht empor.
Nun wird, wo Künstlerherzen schlagen,
Die ganze Welt - ein Wagnerchor.
Rechts - 1933:
Lohengrin - Parsifal
So schien es einst - Doch traf die Wende
Mit ihrem Gift auch deinen Wert,
damit sich nun dein Werk vollende
Und bringe uns das heilge Schwert!

Vor Kriegsende wurden große Teile der Sammlung durch Graupaer Bürger (u. a. Emil Pfanne [2]) gerettet. Im Mai 1945 war es dann zeitweilig Kommandantur der Roten Armee. Nach dem Kriege wurde es wiederum anderweitig durch die Gemeinde als Amtsstube, Standesamt, Schule und Kindergarten genutzt.

Das Richard-Wagner-Museum zu DDR-Zeiten
Das Richard-Wagner-Museum zu DDR-Zeiten.
 
Am 20.07.1952 wurde das Lohengrinhaus wieder als Richard-Wagner-Museum geöffnet. 1975 begannen Restaurierungsarbeiten durch das Institut für Denkmalpflege Dresden. Das Museum wurde am 15.08.1982 durch Dr. Jörg Heyne mit einer neuen Dauerausstellung wiedereröffnet. 1979 wurde der ehemaligen Stall als Konzert- und Ausstellungsraum eröffnet.
Im Richard-Wagner-Museum wird über die Dresdener Zeit (1842 bis 1849) des großen Dichter-Komponisten und seine Beziehungen zu Karl August Röckel, Musikdirektor am Hoftheater, berichtet. Hier, im ehemaligen Schäferschen Gut, wohnte Richard Wagner 1846 und entwarf die Musik zu seinem "Lohengrin". Einst als "Lohengrinhaus" bekannt geworden, öffnete diese einzige historische Wagnerstätte der DDR nach mehrjähriger Rekonstruktion mit einer von Jörg Heyne neugeschaffenen Ausstellung 1982 wieder seine Pforten. Über die wissenschaftliche Arbeit am Richard-Wagner-Museum äußerte Wolfgang Wagner, der Enkel des Meisters, anerkennend in einem Pressegespräch: "Hier werden Dokumente gesammelt und wissenschaftlich aufgearbeitet, die neue Aspekte zur Dresdener Zeit Wagners erschließen, einer Zeit, die bisher wenig Beachtung fand." [4] 

Gästebucheintragung Wolfgang Wagner
Gästebucheintragung anläßlich des Besuches von Wolfgang Wagner
im Richard-Wagner-Museum in Graupa am 06.12.1985. [5]
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Ab 2005 wurde das Museum wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Diese Arbeiten begannen am 18.09.2006. Vorläufig fand das Museum in der benachbarten Alten Schule in der Badstraße 3 seine Heimstatt.

Im Mai 2009 wurde es abermals wiedereröffnet. Es sind verschiedene Räume zu besichtigen, die mit Möbeln aus der Zeit Wagners ausgestattet sind. Weiterhin werden Schriften und Texte Richard Wagners präsentiert. Im kleinen Saal finden regelmäßig Lesungen und Konzerte statt. Studierwohnungen für Kunststudenten wurden ebenfalls neu eingerichtet.

Tafel am Lohengrinhaus
Tafel am Lohengrinhaus.

2009 begannen die Sanierungsarbeiten am Jagdschloss Graupa. Mit dem Umzug 2012 des Museums in die neuen Räume wurde das Lohengrinhaus Gedenkstätte. Am 11.01.2013 fand die Auftaktveranstaltung anläßlich des 200-jährigen Geburtstages Richard Wagners im sanierten Jagdschloss statt. Es bleibt dabei als Außenstelle erhalten und zeigt die Räume, wie sie in der Zeit von Wagners Aufenthalt ausgesehen haben könnten.

Richard Guhr: Wagner-Büste
Guhr, Richard: Richard-Wagner-Büste. 1933.

Gerade über die Richard-Wagner-Straße, am Anfang des Schlossparkes und dem Lochmühlenweg, befindet sich eine bronzene Richard-Wagner-Büste, die 1933 vom Dresdner Künstler Richard Guhr (* 1873 - † 1956) aus eigenen Mitteln gestaltet und aufgestellt wurde. Hier endet auch der Richard-Wagner-Kulturpfad.

Am 12.12.1993 wurde der externer Link Gaßmeyer-Förder- und Freundeskreis des Richard-Wagner-Museums Graupa e. V. gegründet mit der Selbstverpflichtung, das Richard-Wagner-Museum Graupa in seiner vielfältigen Aufgabenbewältigung ideell und materiell zu unterstützen. Damit wird das Grundanliegen des Museumsgründers, Prof. Dr. Max Gaßmeyer, weitergeführt.


Hier ein paar Bilder von alten Ansichtskarten aus Graupa, dem Liebethaler Grund und dem Borsberg bei Dresden-Pillnitz.

Postkarte
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Jörg Heyne: Das Richard-Wagner-Museum in Graupa bei Dresden Jörg Heyne: Richard-Wagner-Museum Graupa bei Dresden Ulrike Eichhorn: Das Lohengrinhaus bei Graupa und das Richard-Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund
Literatur zu Richard Wagner in Graupa.


Bilder:
  1. Vergrößern  Alfs, Alexander: Lohengrinhaus. Zeichnung, Dresden 1982.

Quellen:
  1. wild: Schwanenritters Urlaubsort. Neue Wagner-Gedenkstätten im sächsischen Graupa. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26.08.2011. 
  2. externer Link Geschichte des Lohengrin-Hauses
  3. externer Link Musikermuseen.de 
  4. Neues Deutschland vom 09.12.1985. Nach: Heyne, Jörg: Richard-Wagner-Museum Graupa bei Dresden. Historische Wagnerstätte. Entstehungsort der "Lohengrin"-Komposition. Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" - Direktion Richard-Wagner-Museum (Hrsg.). Dresden 1982. 
  5. Heyne, Jörg: Richard-Wagner-Museum Graupa bei Dresden. Historische Wagnerstätte. Entstehungsort der "Lohengrin"-Komposition. Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" - Direktion Richard-Wagner-Museum (Hrsg.). Dresden 1982, S. 85.

Links:

Bibliografie:
  • Heyne, Jörg: Das Richard-Wagner-Museum in Graupa bei Dresden. Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" Dresden, Rat der Gemeinde Graupa (Hrsg.). Dresden 1982. 
  • Heyne, Jörg: Richard-Wagner-Museum Graupa bei Dresden. Historische Wagnerstätte. Entstehungsort der "Lohengrin"-Komposition. Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" - Direktion Richard-Wagner-Museum (Hrsg.). Dresden 1982. 
  • Störzner, Siegfried: Großgraupa und sein Lohengrinhaus. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz. Band XVII (1928), Heft 3 - 4 / 1928. Selbstverlag, Dresden 1928, S. 136 - 153. 
  • Eichhorn, Ulrike (Hrsg.): Das Lohengrinhaus in Graupa und Das Richard-Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund. Erforschtes und Erlebtes von Sizzo Stief. (= Edition Eichhorn) epubli, Berlin 2010. 
  • Reifensteiner Verband - Verein ehemaliger Reifensteiner e. V. (Hrsg.): externer Link PDF Landhaltungsschule Groß-Graupa bei Pirna in Sachsen.


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