01.08.2010

Heil dir, Friedrich, Deutscher Kaiser

Heil dir, Friedrich, Deutscher Kaiser - GedichtHeil dir, Friedrich, Deutscher Kaiser


⌂ 1888

Gedicht von Mathilde Wesendonck


Ein Gedicht von Mathilde Wesendonck aus dem Jahre 1888 zum Gedenken an externer Link Wikipedia Friedrich III. Bereits 1874 erschien ihr Gedicht Der alte und der junge Fritz und 1871 publizierte sie das Schauspiel Friedrich der Große.
 
Minna Pfüller: Kaiser Friedrich III., König von Preußen. 1888
Minna Pfüller: Kaiser Friedrich III., König von Preußen. Porträt in Feldmarschallsuniform mit Ordensschmuck.
1888, Öl auf Leinwand, 76,0 cm × 61,0 cm.

 
Sein Vater, Wilhelm I. (* 1797 - † 1888), starb am 9. März 1888. Dieser war von 1861 bis zu seinem Tod König von Preußen und seit der Reichsgründung 1871 erster Deutscher Kaiser. Mit seinem Tod folgte ihm sein Sohn Friedrich Wilhelm, ebenfalls aus dem Hause Hohenzollern als Friedrich III. 99 Tage lang war er Deutscher Kaiser und König von Preußen („99-Tage-Kaiser“). Mit der Thronbesteigung (1888–1918) seines Sohnes Wilhelm II. (* 1859 - † 1941) wurde das Jahr 1888 zum externer Link Wikipedia Dreikaiserjahr


Heil Dir, Friedrich, Deutscher Kaiser

1888

Heil Dir, Friedrich, Deutscher Kaiser,
Heil Dir, Deutschland, Deutsches Volk!
Heil Dir, Frühling, Dichter-Wonne,
Heil Dir, schöne Lenzes-Sonne,
Die der Winter uns geraubt,
Heil! Die Deutsche Kaiser Krone
Schmückt Sein schönheitsvolles Haupt!
Sieger, Er, in blut'gen Schlachten
Galt es Deutschlandstreue Wacht,
Todesmuth'ger, kühner Ringer,
Dulder in der Schmerzens-Nacht.
Geistes-Hoheit, Weisheits-Milde,
Herrscher-Würde, Feldherrn-Ruhm,
Einigen in Friedrich's Bilde
Sich zum reinsten Menschenthum.
Früh und spät am Liebes-Werke
Sich des Landes Wohl zu weih'n,
Hohenzollern-Willens Stärke
Hat nicht Zeit mehr krank zu sein!
Der herab von Thrones Stufen
Jeder Tugend Vorbild giebt,
Wie kein And'rer, Er, berufen,
Wie kein And'rer, Er, geliebt!
Millionen Augen blicken
Auf zu Ihm, von Nah und Fern,
Grüßen auf dem Kaiser-Throne
Ihn, als Deutschland's hellsten Stern!
Millionen Herzen schlagen
Ihm entgegen, warm und voll,
Und es drängt sie, heimzuzahlen
Deutscher Treue Liebes-Zoll!
Millionen Lippen schweigen
Angstbeklommen, bang verzagt,
Keine will die Wunde zeigen
Die des Grames Wurm zernagt.
Was in hoffnungsbangen Stunden
Deutschland's Genius geahnt,
Jene Zeit, die Zukunftsvolle,
Die sein hoher Geist geplant,
Jene Zeit, wo Herrscher-Größe
Wissenschaft und Künste pflegt,
Schönheit um des Lebens Blöße
Ihren Königs-Purpur legt,
Wahrheit Bettler macht zum König
Und der König "Weiser" ist,
Dem ein Goldkorn nicht zu wenig
Wider eine Welt voll List, –
Ja, sie ist uns unverloren,
Ewig währt die Zuversicht:
Was zum Lichte ward geboren
Lebt unsterblich in dem Licht!
Heil uns, Friedrich, Deutscher Kaiser!
Heil der Zeit, Die Dich geseh'n!
Nicht von Deinen Erdentagen
Wird die lichte Spur vergeh'n! –

März 27., 1888.      Mathilde Wesendonck.

 

Bilder:
  1. Vergrößern  Ausschnitt aus dem Gedenckblatt: Wesendonck, Mathilde: Heil dir, Friedrich, Deutscher Kaiser. A. Haack, Berlin 1888.

Quellen:
  1. Wesendonck, Mathilde: Heil dir, Friedrich, Deutscher Kaiser. A. Haack, Berlin NW 1888.

Links:

Bibliografie:
  • Wesendonck, Mathilde: Heil dir, Friedrich, Deutscher Kaiser. A. Haack, Berlin 1888.


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