18.09.2010

Genovefa

Mathilde Wesendonck: Genovefa. 1866Genovefa


1866

Trauerspiel


Mathilde Wesendonck veröffentlichte 1866 ihr Trauerspiel in 3 Aufzügen.
 
 
Im Dezember 1866 veröffentlicht Mathilde Wesendonck im Verlag David Bürkli, Zürich, ihr Trauerspiel in 3 Aufzügen, Genovefa (98 S.) [ZBZ AA 143 bzw. PP 450x].

Mathilde Wesendonck: Genovefa. 1866
Titelseite des Trauerspiels Genovefa von 1866.
 
Dieses Buch erschien in einer Auflage von 60 Stück. Sie widmete dieses Buch ihrer Schwester Marie Luckemeyer (verh. Deus).

Widmung im Buch Genovefa: Meiner Schwester Marie
Widmung im Buch Genovefa: Meiner Schwester Marie.

Dem Trauerspiel wurde folgendes Motto vorangestellt:
So lange die Welt steht, hat Liebe
die Herzen der Menschen bewegt,
und wird sie bewegen, so lange
ein Herz auf Erden schlägt. [1]

Handelnde Personen:
Siegfried - Pfalzgraf von Trier
Genovefa - seine Gemahlin
Schmerzenreich - ihr Sohn
Graf Raimund - Siegfried's Bruder
Walter - Burgvogt
Florestan - Edelknabe
Rosamunde - Kammerfrau der Genovefa
Caspar - Diener im Schlosse
Conrad - Diener im Schlosse
Caro - Bandit
Beppo - Bandit
Ritter, Frauen, Knappen, Krieger, Gefolge, eine Hirschkuh

Ende der 2. Szene: [2]
Siegfried.
(Zu Raimund.)
Es drängt die Zeit, sie nahet der Entscheidung,
Versammelt steht das Heer im Schloßhof schon,
Und ungeduldig stampft der Rosse Huf.
Der Einz'ge, der noch säumet, der bin ich.
Raimund.
Dein Antrag schlägt zu Boden mein Bedenken:
Zum Guten mög's der güt'ge Himmel lenken.
Siegfried.
So schlage ein! Die brüderliche Rechte,
Sie reiche mir als trautes Gegenpfand.
Raimund.
(Zögernd einschlagend.)
So sei es denn - da sonst kein Ausweg offen,
Da es des Bruders Wunsch und Wille ist.
(Unterzeichnet)
Fühl' ich mich gleich für solchen Dienst zu schwach.
Siegfried.
So ist es Recht. So endlich bist du mein!
Mit diesem Handschlag nimmst du Bergeslast
von meinem Herzen, wie nur du es kannst!
Noch Eins, bevor ich scheide: Mein süßes Weib
Trägt unter ihrem Herzen ein Liebespfand.
Sobald es hat das Licht der Welt erblickt,
Ist es ein Knabe, sei ihm Hüter, Lehrer, Vater;
Ist's ein Mädchen - 
Raimund.
Das verhüte Gott.
Siegfried.
Vertraue sie
Der Sorgfalt ihrer Mutter, daß sie wachse und gedeihe
Ihr gleich an Schönheit, Anmuth und Verstand,
Ihr Ebenbild in jeder Tugend-Uebung.
Und nun leb' wohl! Dir dank ich es zumeist
Zu scheiden heut' in minder schweren Sorgen,
Da ich mein Liebstes weiß so wohl geborgen!
Raimund.
Du weißt, an Worten war von je ich karg.
Siegfried.
Lebwohl! Lebwohl! und denke mein in Liebe!
(Er geht schnell ab.)
Raimund.
(Blickt ihm lange schweigend nach.)
Du ziehst dahin in thörichtem Vertrauen
Und läß'st das Lamm in eines Geiers Klauen.
(Ab.)  

 

externer Wiki-Link Genoveva von Brabant (angeblich * um 730; † um 750) [auch: Genovefa] ist der Überlieferung nach die Tochter eines Herzogs von Brabant und die Gemahlin eines Pfalzgrafen Siegfried. 
Als Pfalzgraf Siegfried in den Krieg zog, wurde Genoveva durch Siegfrieds Statthalter Golo begehrt, dessen Werben von der treuen Genoveva verschmäht wurde. Daraufhin beschuldigte er Genoveva fälschlicherweise des Ehebruchs und verurteilte sie zum Tode. Vom Henker wurde sie jedoch verschont und frei gelassen.
 
Joseph Ritter von Führich: Ein Engel tröstet Genoveva mit dem Bilde des Gekreuzigten. 1824 
Führich, Joseph Ritter von (* 1800 - † 1876): Genoveva (Zyklus).
Ein Engel tröstet Genoveva mit dem Bilde des Gekreuzigten. Zeichnung 1824.
 
Darauf lebte sie mit ihrem neugeborenen Sohn sechs Jahre lang in einer Höhle, in welcher die Gottesmutter Maria sie mittels einer Hirschkuh versorgte. Schließlich fand ihr Ehemann Siegfried, der stets an ihre Unschuld glaubte, sie wieder.

Adolf Münzer: Genoveva. Gemälde 1926
Adolf Münzer: Genoveva. Gemälde 1926.

Ludwig Tieck veröffentlichte 1820 in Berlin als separate Ausgabe sein Trauerspiel Leben und Tod der heil. Genoveva, welches bereits in der Ausgabe Romantische Dichtungen (Jena 1799 - 1800, 2 Bände) erschien.

In der katholischen Bevölkerung wird Genoveva von Brabant teilweise als vermeintliche Heilige verehrt, obwohl sie nie offiziell von der katholischen Kirche heilig gesprochen wurde. Ihr Gedenktag ist der Überlieferung nach der 3. April.

 

Bilder:
  1. Vergrößern  Wesendonck, Mathilde: Genovefa. Zürich 1866. 

Quellen:
  1. Wesendonck, Mathilde: Genovefa. Trauerspiel in 3 Aufzügen. Zürich 1866, S. 3. 
  2. Ebenda. S. 15 - 17.  

Links:
Bibliografie:
  • Wesendonck, Mathilde: Genovefa. Trauerspiel in 3 Aufzügen. David Bürkli, Zürich 1866.
     
  • Staritz, Simone: 8 Mathilde Wesendonck: „Genovefa“ (1866). In: Staritz, Simone: Geschlecht, Religion und Nation – Genoveva-Literaturen 1775–1866. (= Dissertation Universität Mannheim). In: Hörisch, Jochen; Wild, Reiner (Hrsg.): MLK Mannheimer Studien zur Literatur- und Kulturwissenschaft. Band 38. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2005. S. 291 – 308.
  • Tieck, Ludwig: Leben und Tod der heiligen Genoveva. Trauerspiel von L. Tieck. G. Reimer, Berlin 1820.
  • Tieck, Ludwig: Romantische Dichtungen. Erster / Zweiter Theil. Friedrich Frommann, Jena 1799 / 1800.  
  • Wolff, Augsburg: Genovefa. Eine der schönsten und rührendsten Geschichten des Alterthums neuerzählt für alle gute Menschen besonders Mütter mit Kindern. Wolff, Augsburg 1829.  


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