08.09.2012

Eliza Sloman

Eliza WilleGundeline Elisabeth 'Eliza' Wille, geb. Sloman


* 1809 - † 1893

Dichterin, Romanschriftstellerin, Ehefrau von François Wille


Mathilde Wesendonck widmete (Vergrößern) ihr das 1865 veröffentlichte Sagenbuch Natur-Mythen.

Widmung Natur-Mythen
Mathilde Wesendonck: Natur-Mythen. Widmung, 1865.


Die Slomans. 1939(2) Am 09.03.1809 wurde sie in Itzehoe geboren. Manche Quellen nennen das Jahr 1804 (s. a. [1]). Sie war die Tochter des Hamburger Reeders externer Wiki-Link Robert Miles Sloman (d. Ä.) (* 1783 - † 1867) (berühmtes englisch-deutsches Reeder- und Kaufmannshaus) und von Helena Gundalene Brarens ( 1806), die Tochter des friesischen Kaufmanns, Hafenmeisters, Kapitäns, Wal- und Robbenfängers, Navigationslehrers und Grönlandfahrers externer Wiki-Link Hinrich Braren (* 1751 - † 1826).
Ihr jüngerer Bruder war der Reeder und Mitglied des Reichstags des norddeutschen Bundes externer Wiki-Link Robert Miles Sloman, der Jüngere (* 1812 - † 1900). Sie waren insgesamt elf Geschwister, wovon sechs bereits im Kindesalter verstarben.
Ihr Zuhause zeichnete sich durch vielfältige Bildungsmöglichkeiten (z. B. Musik) und Geselligkeit aus. Reisen (z. B. Paris) erweiterten ihre Anschauungen.

1835 errang sie mit ihrem ersten Gedicht Der Sang des fremden Sängers, eine Klage um Polen, die Freundschaft externer Wiki-Link Chopins und externer Wiki-Link Börnes. Der "fremde Sänger", Emile Boratinsky, malte 1840 ihr Porträt (1).
Ihr Roman Felicitas (1850) stellt Spiegelungen und Bekenntnisse aus eigenen seelischen Erlebnissen dar. [1]

 Widmung des Romans Felicitas, 1850.

1845 heiratete sie den Schweizer Journalisten François Wille. Reaktion und Dänentum veranlassten beide, 1851 Hamburg zu verlassen um sich später auf dem Gut Mariafeld in Feldmeilen niederzulassen.

Sie war eine eine vortreffliche Mutter und Gattin sowie eine liebenswürdige, allzeit hilfsbereite Freundin. Ihr Salon war in ganz Zürich (und darüber hinaus) bekannt.
Mariafeld versammelte zu gastlichem Verkehr alle bedeutenden Männer, die sich in Zürich aufhielten. Da war Herwegh, Liszt, Mommsen, der Physiologe Ludwig, Malechott, Köchly, Rüstow, Keller, Semper, Kinkel, von 1866 bis 75 C. F. Meyer, der Wille's seinen Hutten widmete. [1]
Hier lernte sie auch 1852 den Komponisten Richard Wagner kennen. In den Jahren zwischen 1852 - 1864 verkehrte er hier regelmäßig. Sie war seine Vertraute in der Liebestragödie mit Mathilde Wesendonck in den Jahren 1857 - 1863. Im März - April 1864 fand er hier nach seiner Flucht aus Penzing Asyl, welches ihm auf dem Grünen Hügel verweigert wurde.
In unserem Hause hat Wagner keine Vergötterung gefunden; sein großes Musikgenie konnte nicht unter uns zur Geltung kommen. Was er bei uns fand, war Freundschaft und schlichte Gastlichkeit. Hiermit war er zufrieden. Wir vergaßen fast, daß er höhere Ansprüche machen dürfte. [2]
Mit Frau Eliza Wille auf Mariafeld besprach er alles, was ihn künstlerisch und menschlich tief bewegte. [3]
Wagners Gefühle für Mathilde Wesendonk sind in »Mein Leben« kaum angedeutet. Dabei hatte er noch am 5. Juni 1863 Eliza Wille bekannt, Mathilde Wesendonk »ist und bleibt meine erste und einzige Liebe! Das fühl ich nun immer bestimmter«. Erstaunlicherweise stellte er später in Gesprächen mit Cosima (siehe deren Tagebücher) das alles als ein Mißverständnis hin, als habe die ganze Affäre nur in Mathildes ausschweifender Phantasie existiert. [4] (s. a.: Brief 5. Juni 1863)
Und wenn ich Wagner rette, so liebt er doch am Ende nur die Wesendonk! [5]

Fünfzehn Briefe von Richard Wagner. Nebst Erinnerungen und Erläuterungen von Eliza Wille, geb. Sloman. Berlin 1894.

Zwei Wochen nach der Diamantenen Hochzeit verstarb ihr Vater am 02.01.1867 in Hamburg.
In dem 3-teiligen Werk Stilleben in bewegter Zeit von 1878 stellt sie die Geschichte ihrer Familie und ihrer Kindheit dar. Der erste Band besticht durch eine außerordentliche Feinheit der psychologischen Entwicklung und sorgsamste Detaillierung, der zweite durch einen großartigen Zug der Charakteristik. Es wird die Mannigfaltigkeit des in ihnen gespiegelten Weltlebens durch psychologische Tiefe, Feinheit zu wirklich dichterischer Bedeutung erhoben.

Sie schrieb mit 77 Jahren ein kleines Buch über ihre Erinnerungen an Richard Wagner, welche in 3 Folgen im Februar und März 1887 in der Deutschen Rundschau mit 15 Briefen Wagners zusammen erstmals veröffentlicht wurden. Grundlage für diese Erinnerungen waren Notizen in einem Zettelkasten.
Ich ließ die Mahnung in meinen Gedanken ruhen: jetzt aber, bei hohem Alter, wo ich, meine Papiere ordnend, Vieles durchlese und verbrenne, was nicht Andern, sondern mir allein anvertraut worden ist, daß es in Weihe des innern Verständnisses eines edlen Todes sterbe, habe ich Briefe Wagner's, welche allgemein bekannte Thatsachen berühren und mit einer bedeutenden Wendung in seinem Geschick zusammenhängen, abschreiben lassen, damit ich, die Originale für meine Familie bewahrend, auch andere Theil nehmen lasse an dem einfach Guten, das aus diesen Briefen mir zum Herzen spricht. [6]
1894 erschienen sie in Buchform. Dieses letzte Werk mit privaten Einblicken in Wagners Seelenleben wurde in mehrere Sprachen übersetzt und erschien bisher in mehreren Ausgaben.

Ausgabe con 1894 Ausgabe con 1908 Ausgabe con 1935 Ausgabe con 1982
Ausgaben der Erinnerungen von 1894, 1908, 1935, 1982.

C. F. Meyer widmete (Vergrößern) seine Dichtung Huttens letzte Tage dem Ehepaar Wille.

Widmung

Eliza Wille(3) Sie war die Mutter von Arnold und externer Wiki-Link Ulrich Wille (* 1848 - † 1925), dem General der Schweizer Armee im Ersten Weltkrieg, der mit Clara Constanze Gräfin von Bismarck (* 1851 - † 1946), der Tochter von externer Wiki-Link Friedrich Wilhelm Graf von Bismarck (* 1783 - † 1860), verheiratet war.

Am 23.12.1893 verstarb sie.
 
Sie wird in "Richard Wagners Briefe in Originalausgaben" als Mitwirkende aufgeführt.


O traurig ist's ohn' Liebe sein!
Da lebt sich's ohne Sonnenschein,
Im Grab lebendig, ohne Ruh.
Ich kannt' den Schmerz - doch du! o du!

Die Allerschönste die die Welt
In ihrem weiten Umkreis hält,
Die Herrlichste, geehrt und reich,
Auch deine Wang' vor Kummer bleich? -

Und nach dem Land' wo rein und hell
Durch Blumen rinnt der Freude Quell,
Wo Lieb' das stille Veilchen blüht,
Wo jeder Pulsschlag wärmer glüht,

Wo kalte Form und eitle Pracht
Verlieren ihre Herrschermacht,
Wo reich, befriedigt Seel' und Sinn:
Da sehnst auch du umsonst dich hin.


Bilder:
  1. Boratinsky, Emile: Eliza Sloman. Ausschnitt aus dem Porträt, 1840.
  2. Sloman, Ricardo (Hrsg.): Marchtaler, Hildegard von: Die Slomans. Geschichte einer Hamburger Reeder- und Kaufmannsfamilie. Vorwort: Walter Bohm. Hans Christians Verlag, Hamburg 1939. 
  3. Eliza Wille. Fotografie.

Quellen:
  1. Golther, Wolfgang (Hrsg.): Vorwort. In: Wille, Eliza: Richard Wagner an Eliza Wille. Fünfzehn Briefe des Meisters nebst Erinnerungen und Erläuterungen von Eliza Wille. Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig 1908, S. IX ff.
  2. Wille, Eliza: Wille, Jürg (Hrsg.): Erinnerungen an Richard Wagner. Mit 15 Briefen Richard Wagners. Atlantis Musikbuch-Verlag, Zürich 1982, S. 35 ff.
  3. Golther, Wolfgang (Hrsg.): Richard Wagner an Mathilde Wesendonck. In: Richard Wagners Briefe in Originalausgaben. Erste Folge, Band V. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1912, S. X.
  4. Gregor-Dellin, Martin (Hrsg.): Nachwort. In: Wagner, Richard: Mein Leben. List-Verlag, München 1969. 
  5. Gregor-Dellin, Martin (Hrsg.): Wagner, Richard: Mein Leben. List-Verlag, München 1969, S. 750.
  6. Wille, Eliza: Wille, François (Hrsg.): Fünfzehn Briefe von Richard Wagner. Nebst Erinnerungen und Erläuterungen von Eliza Wille, geb. Sloman. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1894, S. 8. 

Links:

Bibliografie:
  • Sloman, Eliza: Der Sang des fremden Sängers. Eine Phantasie. Hofmann & Campe, Hamburg 1835.
  • Sloman, Eliza: Dichtungen. Hofmann & Campe, Hamburg 1836.
  • Wille, Eliza: Felicitas. Ein Roman von Eliza Wille geb. Sloman. Zwei Theile. F. A. Brockhaus, Leipzig 1850. 
  • Wille, Eliza: Johannes Olaf. Roman von Eliza Wille geb. Sloman. Drei Theile. F. A. Brockhaus, Leipzig 1871.
  • Wille, Eliza: Stillleben in bewegter Zeit. Drei Theile. F. A. Brockhaus, Leipzig 1878. 
  • Wille, Eliza: Fünfzehn Briefe von Richard Wagner nebst Erinnerungen und Erläuterungen von Eliza Wille geb. Sloman. In: Deutsche Rundschau. Februar - März 1887 (= 3 Folgen).
  • Wille, Eliza: Wille, François (Hrsg.): Fünfzehn Briefe von Richard Wagner. Nebst Erinnerungen und Erläuterungen von Eliza Wille, geb. Sloman. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1894.
  • Wille, Eliza: Golther, Wolfgang (Hrsg.): Richard Wagner an Eliza Wille. Fünfzehn Briefe des Meisters nebst Erinnerungen und Erläuterungen von Eliza Wille. Zweite Auflage, Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig 1908.
  • Zgl.: Golther, Wolfgang (Hrsg.): Richard Wagners Briefe in Originalausgaben. Wagner an Eliza Wille. Zweite Folge, Band XIII. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1912.
  • Wille, Eliza: Wille, Ulrich jr. (Hrsg.): Erinnerungen an Richard Wagner. Fünfzehn Briefe Richard Wagners mit Erinnerungen und Erläuterungen von Eliza Wille geb. Sloman. Dritte, vermehrte Ausgabe, in Schriften der Corona IX, R. Oldenbourg, München, Berlin, Verlag der Corona, Zürich 1935.
  • Wille, Eliza: Wille, Jürg (Hrsg.): Erinnerungen an Richard Wagner. Mit 15 Briefen Richard Wagners. Vierte Ausgabe, Atlantis Musikbuch-Verlag, Zürich 1982.
  • Golther, Wolfgang (Hrsg.): Richard Wagner an Eliza Wille. In: Richard Wagners Briefe in Originalausgaben. Zweite Folge, Bd. XIII. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1912.
  • Bélart, Hans: Richard Wagners Beziehungen zu François und Eliza Wille in Mariafeld bei Zürich (1852-1872) und sein Asyl auf Mariafeld (1864). Verlag Carl Reissner, Dresden 1914.
  • Sloman, Ricardo (Hrsg.): Marchtaler, Hildegard von: Die Slomans. Geschichte einer Hamburger Reeder- und Kaufmannsfamilie. Vorwort: Walter Bohm. Hans Christians Verlag, Hamburg 1939. 
  • Zeller, Hans (Hrsg.): C. F. Meyers Briefwechsel. Conrad Ferdinand Meyer - Francois und Eliza Wille. Briefe 1869-1895. Benteli Verlag, Bern 1999.  


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